Im Zentrum der Tagung steht die Frage, wie Ansätze feministischer Ökonomie, die sich in den vergangenen 25 Jahre vielfältig entwickelt haben, den wirtschaftswissenschaftlichen Diskurs, die Theoriebildung, die Schwerpunkte von Forschung und Lehre etc. beeinflusst haben. Wir wollen fragen und diskutieren, wie sich die Inhalte, Themen, Paradigmen in den vergangenen 25 Jahren entwickelt haben und ob es gelungen ist, Geschlechterforschung in den Wirtschaftswissenschaften zu etablieren.
Mit der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises 2023 an Claudia Goldin „for having advanced our understanding of women´s labour market outcomes”, so die Begründung der Jury in Stockholm, bekam die feministische Ökonomie internationale Sichtbarkeit. Das erste Mal in der Geschichte des Preises, der von der schwedischen Reichsbank seit 1969 verliehen wird, wurde eine Professorin allein geehrt (die beiden anderen Ökonominnen, Elinor Oström und Esther Duflo, teilten den Preis jeweils mit Männern) und zum ersten Mal wurde jemand geehrt, die die Geschlechterunterschiede in der Ökonomie und vor allem auf dem Arbeitsmarkt zum Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit gemacht hat.
Feministische Ökonomik, in BWL, VWL und der politischen Ökonomie disziplinär verankert, findet heute, anders als noch vor 25 Jahren, an vielen Orten statt: in der Lehre und Forschung an Universitäten und Hochschulen, in außeruniversitären Forschungseinrichtungen, in Vereinen wie zum Beispiel dem Verein für Socialpolitik. Es gibt Tagungen und wissenschaftliche Veranstaltungen neben unserer eigenen, bei denen die Ergebnisse ökonomischer Geschlechterforschung diskutiert werden. In wissenschaftlichen Publikationen, Lehrbüchern und Zeitschriften finden sich vielfältige Veröffentlichungen, die sich der feministischen Ökonomik zuordnen lassen. Darüber hinaus gibt es wissenschaftliche und politische Netzwerke, die sich ebenfalls mit Ökonomie und Geschlechterverhältnissen beschäftigen – kurzum: die Situation ist heute eine andere als vor 25 Jahren.
Aber ist sie auch besser? Ist es gelungen, zentrale Fragestellungen feministischer Ökonomie nachhaltig in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion zu verankern? Wie haben sich die Diskurse in den Disziplinen VWL und BWL entwickelt? Ist es gelungen, die ökonomische Geschlechterforschung soweit zu entwickeln, dass sie z.B. über Professuren fest in den relevanten Institutionen wie Hochschulen, Forschungseinrichtungen oder der Politikberatung verankert ist? Oder sind die Wirtschaftswissenschaften ein Feld, in dem Frauen es besonders schwer haben, anerkannt zu werden? Wie weit konnten sich Frauen im wirtschaftswissenschaftlichen Berufsfeld etablieren? Welchen Einfluss haben hier die verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Netzwerke, wie kooperieren Wissenschaftlerinnen und wie können wir die Zusammenarbeit weiterentwickeln?
Diese Fragen wollen wir diskutieren, u.a. mit den Professorinnen Dorothea Schmidt (HWR Berlin), Renate Ortlieb (Universität Graz), Doris Weichselbaumer (Universität Linz), Judith Derndorfer (Arbeiterkammer Wien) sowie mit weiteren Expertinnen und Vertreter*innen feministisch-ökonomischer Netzwerke.
Ein weiterer Programmpunkt wird die Verleihung des Nachwuchsförderpreises von efas sein. Im Anschluss an die Tagung laden wir zur Mitgliederversammlung ein.
Das detaillierte Programm finden sie ab dem 1.10.2024 auf unserer Homepage.